So, nach langer Zeit habe ich mich nun auch dazu entschieden einen Blog zu erstellen.. In meinen Blogs soll es natürlich auch ums Reisen gehen, was bei jetzt schon ca. 30 besuchten Ländern nahe liegt.

Anfangen werde ich mal mit einer Tour durch Rumänien, Moldawien, Transnistrien und Gaugasien im Mai letzten Jahres.

Viele haben mich ja schon gefragt, wie man auf so eine Reise kommt und was einen bewegt, die Armut, Korruption und Kriminalität freiwillig ansehen zu wollen. Diese Frage, kann ich noch nicht einmal wirklich beantworten. Es ist vielleicht der Gegenpol zu unzähligen Mallorcaurlauben und vielen ausgiebig dekadent gefeierten Parties, der mich ständig dazu bewegt in Länder zu reisen, in die sich nur sehr wenig Westeuropäer begeben (Estland, Slowakei, Ungarn etc.). Hier erfährt man nicht nur wie die Realität vor der Grenze der Europäischen Union aussieht, sondern auch wie sehr man die Sicherheit und den Reichtum in Deutschland schätzen sollte.

Leider kann ich auch hier nur einen kurzen Überblick über die erlebten Dinge schreiben, da es einfach zu viel gibt, über das man schreiben könnte.

Also, schnell war ein Flug in die rumänische Hauptstadt Bukarest (auch Paris des Ostens genannt) gebucht, vom 15.5.-22.5. in den Pfingstferien. Angefangen hat die ganze Tour jedoch um 20 Uhr am Hamburger ZOB von dem es nach Berlin ging. Der Bus erreichte unsere Hauptstadt so gegen Mitternacht, womit mir jetzt noch 8 Std. zum Zeitvertreiben zur Verfügung standen. Somit stand eine nächtliche Tour durch das Regierungsviertel auf dem Programm und später so gegen 4 Uhr morgens ging es an den FLughafen Schönefeld. Hier ergab sich die wunderbare Gelegenheit noch 2 Std zu schlafen um dann nach Bukarest einzuchecken.

In Bukarest angekommen erwarten mich schon 30 Grad und eine der chaotischten Städte, die ich je erlebt habe. New York, Atlanta oder Rom sind nichts dagegen!! Ich machte mich also auf die Suche nach dem Busbahnhof Gara de Sude, um einen Bus in die moldawische Hauptstadt Chisinau zu nehmen. Ausversehen (wie sich später herausstellte) bin ich auf dem Weg dorthin, durch den gefährlichsten Stadtteil der Stadt gelaufen, wobei mir glücklicherweise nichts passiert ist. Vielleicht lag es auch daran, dass ich mich schon seit über einer Woche nicht mehr rasiert hatte und mir extra schäbbige Klamotten angezogen hatte, um nicht aufzufallen.

Der Bus verlies Bukarest um etwa 20 Uhr von einem Parkplatz, den ich niemals ohne Hilfe gefunden hätte. An Bord wurde ich mit erschrockenen Blicken empfangen, da sie schnell anhand meiner fehlenden Russischkenntnisse merkten, dass ich Westeuropäer war, der ernsthaft vorhatte in die Republik Moldau zu reisen, welches das ärmste Land Europas ist! (Weniger als 70€ haben die Menschen pro Monat)!! Also wurde mir noch schnell der Satz „Take care“ in gebrochenem Englisch zugeworfen um dann in der Dämmerung uns Richtung Grenze aufmachten. Hier begann also ein Abenteuer, was ich mir nie hätte vorstellen können.

Der Bus ins Abenteuer Moldawien etc.

Der Bus ins Abenteuer Moldawien etc.

So gegen 23 Uhr nachts fing plötzlich an mein Handy zu klingeln, um mich darauf aufmerksam zu machen, dass ich jetzt herzlich Willkommen in Moldawien sei und das die 3G Mobilfunktechnik auch hier zur Verfügung stände. Es dauerte allerdings noch bis ca 00.30 Uhr bis der Bus eine kurze Rechtkurve in einem winzigen rumänischen Dorf machte und wir plötzlich vor einem sehr kleinen Grenzübergang „in the middle of nowhere“ standen. Hier musste ich mich auch von der Europäischen Union verabschieden, da Moldawien kein Mitglied ist. Den rumänischen Grenzposten durchquerten wir relativ schnell und fuhren dann noch weitere 150m bis zum moldawischen. Auf diesen 150m begannen plötzlich meine Hände leicht nass zu werden und ich wurde trotz der über 35 Std die ich fast nonstop wach war ziemlich nervös. Ich hatte vor der Reise viele Berichte über das Ausnehmen und Durchsuchen von Ausländern an der Grenze gehört und über Einschüchterungen, die den Zweck hatten Bestechungsgelder zu erhalten.

Plötzlich hielt der Bus also und die Türen öffneten sich ein zweites Mal. Dieses Mal kamen jedoch gleich 3 Beamte in das Innere des Buses und waren mit Bärenfellmützen und richtigen Militäruniformen gekleidet. Außerdem guckten sie, als hätte sie seit einigen Monaten kein Gehalt mehr bekommen. Da alle anderen Fahrgäste russische Pässe hatten wurden diese einfach nur eingesammlt. Als sie meinen Pass entgegen nahmen, hatte ich allerdings das Gefühl Misstrauen in den Augen des Beamten zu sehen. Trotzdem wurde er kommentarlos eingesammelt und mit in das Zöllnerhäuschen genommen. Während die Zöllner die Reisepässe kontrollierten durften wir aus dem Bus aussteigen und uns die Beine in der lauen Mainacht vertreten. Der Himmel war sternenklar und es zirpte überall um uns herum. Da stand Herr Mathias Groß nun mitten in der Nacht an einem gottverlassenen moldawischen Grenzübergang..

Dann ging alles sehr schnell, die Reisepässe wurden uns wieder ausgehändigt und wir mussten schnell wieder zurück in den Bus. Der Busfahrer hatte es nämlich plötzlich extrem eilig. Ein kurzer Blick in den Pass bestätigte nun, dass ich ohne Probleme einen Einreisestempel erhalten hatte. Der erste Erfolg! Nun ging es über die schlechteste Strasse der Welt Richtung Hauptstadt. Bei jedem Schlagloch hatte man, dass Gefühl der Bus fällt im nächsten Augenblick auseinander. Es schien mir, als ob die Strassen seit der Abtrennung von der UDSSR nicht mehr angerührt worden waren. Das nächste Schlagloch schleuderte mich fast 20cm aus meinem Sitz in die Höhe. Von hier an war also noch nicht einmal ans dösen mehr zu denken. Also versuchte ich draussen etwas zuerkennen, was aufgrund der gänzlich fehlenden Straßenbeleuchtung unmöglich war. Manchmal mussten wir Straßenkontrollen durchqueren, womit sich der zuständige Polizist sicher sein Monatsgehalt aufbessern wollte. Man bedenke, dass Moldawien auch eines der korruptesten Länder der Welt ist!! Wir wurden glücklicherweise nicht angehalten und holperten auf der moldawischen A7 mit Tempo 40 Richtung Chisinau. Die planmäßige Ankunft sollte ca. 7.30 Uhr sein. Somit war ich sehr verwundert als um 3.30 Uhr plötzlich ein sowjetischtypisches Ortsschild, dass eher einem kleinen Bauwerk ähnelt mich mit „Chisinau“ begrüßte.

Dieses Foto habe ich dann einige Tage später aufgenommen.

"Ortsschild" von Chisinau

"Ortsschild" von Chisinau

Die Einfahrt in die Hauptstadt kann wohl mit einer Einfahrt nach Pyöngyang, der Hauptstadt von Nordkorea verglichen werden. Es gab weder Straßenbeleuchtung noch irgendein anderes Auto. Somit hielten wir um ca. 3.45 Uhr am „ZOB“ von Chisinau. Hier möchte ich einmal ausdrücklich sagen: MAN und auch FRAU MÖCHTE NIEMALS NACHTS IN CHISINAU AUF DER STRAßE SEIN!!! Definitiv nicht!!! Der Grund dafür ist unteranderem eine Vielzahl von Straßenhunden, die in den Gassen der Straßen wie Wölfe heulen und herumstreunen. Desweiteren ist die Stadt so schwarz wie die Nacht, aufgrund fehlender Beleuchtung. Außerdem gibt es misteriöse Gestalten, die entweder als Schatten erkennbar sind oder auf den Fusswegen, wohl unter starkem Drogen Einfluss liegen. Dieses war alles ein recht großer anfänglicher Schock, gerade da ich jetzt schon ca. 45 Std. durchgehend fast nicht geschlafen hatte. Ich entschied mich für eine kleine Überlegungspause was also nun am besten zu tun sei. Meine Verabredung mit dem Verwalter der Herberge war erst für 9 Uhr angesetzt. Ich setzte mich also einige Schritte vom unbeleuchtenden „ZOB“ auf eine Gebäudetreppe an der mich eigentlich niemand sehen konnte. EIGENTLICH!!! Plötzlich tauchte nämlich eine mit Kapuze verhülte Gestalt vor mir auf, die eine Zigarette rauchte. Dies ging ca. eine Minute so weiter, wobei sie immer mal wieder verschwand und dann wieder aufgtauchte. Man konnte zwar wegen der Dunkelheit nicht sehen, wohin diese Gestalt guckte, jedoch war da dieses beschissene Bauchgefühl, dass im Grunde genommen auch ohne Hören und Sehen funktioniert. Schließlich war die Zigarette also aufgeraucht und diese doch sehr muskulöse Gestalt kam auf mich zu. Das nächste was mir in den Kopf kam, war die Anmerkung zu Moldawien auf der Internetseite des Auswärtigen Amtes: „Bei Überfällen ist eine sehr geringe Hemmschwelle zur Gewaltanwendung zu erwarten“. Was jetzt?? Scheiße!! Also, aufgrund der Tatsache, dass ich alles Geld und meine Kamera bei mir hatte, hieß es laufen.. Ja, Mathias der Feigling läuft.. Aber ein Kampf wäre sinnlos gewesen. Ich hatte zwei Rucksäcke und außerdem was sollte passieren, wenn ich mich dabei verletzen sollte?? Schnell ins UKE Barmbek war ausgeschlossen.

Nun gings in die nächste unbeleuchtete Gasse, in der theoretisch schon der nächste hätte stehen können. Mein Verfolger ließ zum Glück recht schnell von mir ab und das einzige was mir jetzt sinnvoll erschien, war ein Taxi zu der Adresse zu nehmen, an der die Unterkunft war. Das nächste Auto das auf mich zu fuhr, war glücklicherweise ein Taxi. Der Fahrer war überglücklich jemanden gefunden zu haben, der endlich mal wieder Taxi fährt und brachte das, die ganze Fahrt auf russisch zum Ausdruck. Für eine 20 minütige Fahrt standen ganze 1,10€ auf dem Taxameter. Mit einem Trinkgeld von ,40 Cent war er dann überglücklich. Wahrscheinlich hatte er noch nie so eine gute Tour nachts gefahren.

Die Unterkunft befand sich in einer der vielen Plattenbausiedlungen in Chisinau. Ich wartete nun also von 4.30 Uhr bis 7 Uhr im Treppenhaus, da zum Glück ein Schwede schon in der Wohnung war, ich mich aber erst dann traute zu klingeln. Der Schwede sprach perfekt russisch was mir sehr hilfreich sein sollte und hatte einige Jahre in Moldawien studiert. Somit konnte er mir nach einem längerem Frühstück (obwohl nach jetzt schon knapp 50 Std. ohne Schlaf hätte ich auch wieder Abendbrot essen können), Chisinau zeigen.

Plattenbauviertel wo die Mittelschicht Moldawiens wohnt

Plattenbauviertel wo die Mittelschicht Moldawiens wohnt

So, ich werde jetzt einfach mal einige Fotos der Hauptstadt Chisinau zeigen, u.a. mit dem Parlament, Platz der Unabhängigkeit usw.:

Öffentliche Verkehrsmittel

Öffentliche Verkehrsmittel

Eine Busfahrt kostet 0,06€!!! Der HVV bis zu 2,75€!!

Orthodoxe Hauptkirche

Orthodoxe Hauptkirche

Platz der Unabhängigkeit

Platz der Unabhängigkeit

Ausgetrockneter See

Ausgetrockneter See

Hier war einmal ein See, jedoch wurde er einfach trockengelegt um zu sehen, ob man hier irgendwann mal Häuser bauen könnte… Hier fängt der moldawische Wahnsinn an..

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Typisch Osteuropäisch gekleidet. Polohemd und lange Hose, auch wenn es 25 Grad sind. Dieser schöne Aufgang war drei Wochen zuvor noch intakt, allerdings hat die Gewalt von Jugendgruppen hier seine Auswirkung gezeigt. Bei der Arbeitslosenquote und Aussichtslosigkeit auf Besserung in allen Hinsichten, ist das wohl auch nicht verwunderlich.

Der einzige Mäces in Moldawien

Der einzige Mäces in Moldawien

Der Skytower gehört zur britischen TV-Gruppe Sky

Der Skytower gehört zur britischen TV-Gruppe Sky

Hier fällt auf, wie bewaldet die Innenstadt ist

Hier fällt auf, wie bewaldet die Innenstadt ist

Ich werde in Kürze weiterschreiben, dann wird es noch weiter um die Korruption, Menschenhandel und um Ausflüge in das weltweit nichtannerkannte Land Transnistrien und Gaugasien gehen.

Bleibt dran!!

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Und schon gehts weiter…

Der erste Ausflug in das Zentrum von Chisinau bei Tageslicht war sehr interessant und der Schwede zeigte mir alle Sehenswürdigkeiten, die die moldawische Hauptstadt zu bieten hatte. Außerdem empfahl er mir noch bei einem Friseur vorbei zu schauen, da ein Haarschnitt hier recht günstig sei. Ein Griff ins Haar bestätigte die Dringlichkeit einer neuen Frisur und somit ging es zu einem der besten und teuersten Friseur der Stadt. Mit einem lockeren amerikanischem „Hey“ betrat ich die gute Stube und wurde wie ein Marsmensch angeschaut. Glücklicherweise konnte der Schwede auf russisch mein Anliegen erklären und so fand ich mich schnell auf einem Friseursessel wieder. Meine Haare wurden hier einer Behandlung unterzogen, die sie noch nie erlebt haben. 10 min Kopfmassage und dann wurde jedes einzelne Haar fein säuberlich geschnitten. Nachdem die Haare nun kürzer waren wollte der gute Mann jedoch noch mit ein bisschen Haargel meine Frisur aufmotzen. Dies war sehr witzig, denn er verpasst mir eine Hitlerfrisur, die 100%ig mit dieser übereinstimmte.. War dies Absicht oder..?? Ich musste jedenfalls ein bisschen lächeln und nahm es gelassen. Am Ende kam gab es dann eine Rechnung über 3€ inkl. Trinkgeld versteht sich und der Mann war zufrieden. Ich auch. Hitler 2 wurde soeben in Chisinau, Moldawien geboren. Um dieses Stück unrühmliche Geschichte nicht allzu weit wieder heraufzubeschwören, entschied ich mich für eine schnelle Zerstörung der schön zur Seite gekämmten Haare. Die Frisur saß immernoch wunderbar.

Nach diesem ersten Tag in Moldawien fiel einem allerdings auf, dass es recht viele Luxusautos gab, die es theoretisch hier gar nicht geben dürfte, da wir hier über eines der ärmsten Länder Europa sprechen. In Rumänien war dieses Phänomen zwar noch viel stärker ausgeprägt (soviele S-Klassen, Tuaregs, Phetons, BMW 7er habe ich weder in London, Mallorca, New York, Hamburg noch sonst wo gesehen), jedoch war es ein äußerst fragwürdiges Phänomen. Wie haben es all diese meist sehr voluminösen schwarzgekleideten Herren geschafft so viel Geld zu verdienen? Und das in einem Staat der von einer kommunistischen Partei (Moldawien) regiert wird?? Jaajaa, schon merkwürdig.. Auf dem Weg in die Unterkunft raste sogar noch ein weisser Ferrari an uns vorbei. Hmm..

Beispiel:

Im Vordergrund ein alter Lada, Hintergrund Mercedes R- und S-Klasse

Im Vordergrund ein alter Lada, Hintergrund Mercedes R- und S-Klasse

Komisch, komisch.. Die Verhältnisse stimmen hier doch irgendwie nicht. Aber dieses Phänomen sollte mir noch öfters begegnen und mich dazu provozieren den Fahrern dieser Autos einfach mal den Vogel zu zeigen.. (ich habe es nie gemacht, aber ich war drauf und dran!!)

Also hier folgen nochmal die letzten Fotos von dem ersten Tag in Chisinau:

Einblicke in die tagsüber sehr belebten Gassen

Einblicke in die tagsüber sehr belebten Gassen

Ciucana Stadtteil

Ciucana Stadtteil

Um vor Anbruch der Dunkelheit wieder zu Hause zu sein, haben wir uns pünktlich ein Marschrutka (Sammeltaxi) zurückgenommen und uns vorher noch mit ein bisschen ukrainischem Bier eingedeckt.

Hier eine kurze Lobeshymne auf deren Bier. Absolut empfehlenswert und auch gleich in 1,5L Flaschen erhältlich:

Tjaa, wer muss schon wissen, wie der Name des Bieres ausgesprochen wird. Hauptsache es perlt!

Tjaa, wer muss schon wissen, wie der Name des Bieres ausgesprochen wird. Hauptsache es perlt!

Moldovian money money money.... I am rich haha.. 750 Lei gabs es für 40€

Moldovian money money money.... I am rich haha.. 750 Lei gabs es für 40€

Beim abendlichen Bier habe ich eine sehr interessante Beobachtung an mir gemacht. Nun war ich ca 85 Stunden unterwegs gewesen und hatte fast kein Auge zu gedrückt. Krass, dass sind über drei Tage!! Bei dem zweiten Bier fiel ich jedenfalls in einen komatösen Zustand, der sich ganz merkwürdig anfühlte.. Alles entfernte sich immer mehr und meine eigene Stimme konnte ich gar nicht mehr so richtig beeinflussen.. Also gingen wir zu Bett, wobei ich noch ein kleines Geschäft erledigen musste.. Normale Dauer ca. 1,02 min..:) Der Schwede hat mir jedenfalls am nächsten Morgen erzählt, dass er erst nach zwei Stunden die Badezimmertür hat wieder aufgehen hören.. Daran kann ich mich nicht erinnern, aber ich muss wohl auf dem friedlichsten Ort der Welt ein nettes Nickerchen gemacht haben.. Damn!

Am nächsten Tag den 18.5.09 sollte es mit einem Fahrer nach Transnistrien bzw. in die Hauptstadt Tiraspol gehen. Der Fahrer hieß Boris, konnte kein Wort Englisch, Französisch, Spanisch oder Deutsch, dafür aber mit seinem alten Audi 80 mit 80km/h durch Schlaglöcher brezeln, die meinen BMW 3er sicher zerfetzt hätten. Mal abgesehen von den Stoßdämpfern.

Transnistrien liegt zwischen Moldawien und der Ukraine und ist seit der Abspaltung 1990 von der UDSSR eine abtrünnige Provinz. Transnistriens Herrscher ist streng kommunistisch und ein Vergleich mit der DDR ist durchaus berechtigt. Das Land wird von keinem Staat der Welt anerkannt und ist somit de facto non-existent.. Eigentlich. Aber es gibt diesen Flecken Erde halt doch und es hat mich sehr gereizt ihn einmal zu besuchen, denn es ist praktisch wie ein Museum. Der transnistrische Rubel ist am besten auf Toilette verwendbar, da er ausserhalb nirgendwo Gültigkeit besitzt. Das Auswärtige Amt kommentiert Transnistrien jedenfalls so:

Landesspezifische Sicherheitshinweise

Transnistrien

Der abtrünnige Landesteil Transnistrien (selbst ernannte „Republik Transnistrien“) befindet sich außerhalb der Kontrolle der moldauischen Regierung. Eine erneute bewaffnete Austragung des Konflikts wie im Sommer 1992 kann nicht völlig ausgeschlossen werden.

Vor Reisen nach oder durch Transnistrien sollten sich Reisende über die aktuelle politische Lage informieren. Reisende, die sich dennoch nach Transnistrien begeben, werden darauf hingewiesen, dass eine konsularische Betreuung durch die deutsche Botschaft Chisinau grundsätzlich nicht erfolgen kann.

Das Fotografieren militärischer Anlagen und wichtiger Industrie- und Verkehrseinrichtungen ist in Transnistrien verboten.

Ja, Herr Groß will es mal wieder wissen. Wenn was passieren sollte, dann.. och lassen wir diese These doch lieber. Das Auswärtige Amt beantwortet die wenn-was-passiert- Frage eigentlich schon.

Aufgrund der schwierigen Einreise habe ich mir also einen Fahrer genommen, der mich und meine Kamera sicher nach Tiraspol und zurück bringen sollte. Um 9 Uhr morgens ging es los, in Richtung PMR (Transnistrien). Wir fuhren ca. 20min durch hügeliges Gelände bis wir plötzlich eine erste provisorische Straßensperre mit Sandsäcken und Steinen durchfuhren. Ein zweites Mal auf dieser Reise wurde ich nervös. Dieses Mal aber schon ein wenig mehr.. Was gibt es für Stories über die Einreise nach Transnistrien im Internet. Die toppen bei weitem Einreisestories nach Moldawien. Glücklicherweise hatte Boris einen Übergang gewählt an dem er die Soldaten kannte. Nach der ersten Straßensperre folgte zwei weitere und dann 3 moldawische Panzer mit einem übergezogenen Tarnschutz an denen Soldaten bereit standen, um diese jeder Zeit zur Abwehr gegen Transnistrien zu benutzen. Der erste kleine Schauer auf meinem Rücken machte sich bemerkbar.. Die angespannte Situation konnte man direkt in der Luft riechen. Angehalten wurden wir zum ersten Mal nach einer Überquerung eines Flusses von russischen Soldaten. Diese sind „Friendensoldaten“ die schon seit 1990 hier stationiert sind. Schnell wechselte ein 10€ Schein unauffällig den Besitzer und dann wurde mir das transnistrische Visum gegeben. Zweiter Erfolg!! Durchsuchung etc. fiel wegen der kleinen Dankesgeste über 10€ aus. Somit hatte es auch meine Kamera hierher geschafft.

Die Straßen in Transnistrien sind breit, der Verkehr ist nicht besonders dicht, aber wenn die Miliz mit ihren Autos vorbeifährt sollte man schleunigst zu sehen, alles verschwinden zu lassen, dass nach Tourist aussieht.

Erster Halt hinter der „Grenze“ war ein Denkmal an 1990 mit frischen Blumensträußen. Interessant, diese transnistrische Kultur..:

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Bilder von der Landschaft Transnistriens folgen auf dem Rückweg.

Nach einer halben Stunde erreichten wir den Kreis Tiraspol, der mit diesem „Bauwerk“ auf sich aufmerksam machte:

WAS?? HAMMER UND SICHEL?? Ist das nicht schon Vergangenheit? In Transnistrien nicht!

WAS?? HAMMER UND SICHEL?? Ist das nicht schon Vergangenheit? In Transnistrien nicht!

Ganz schön viel Aufwand für ein Ortsschild. Aber so war das damals in der UDSSR

Ganz schön viel Aufwand für ein Ortsschild. Aber so war das damals in der UDSSR

Im Zentrum von Tiraspol angekommen erwartete mich eine extrem saubere und aufgeräumte Stadt. Man fühlte sich sogar richtig sicher. Es war aber eigentlich auch keiner auf der Straße der keine Arbeit hatte. WILLKOMMEN IM KOMMUNISMUS. Jeder hat Arbeit trotz Wirtschaftskrise, ist das nicht toll?? SOllte Deutschland nicht vielleicht doch wieder zum Kommunismus zurückkehren?? Gut dazu muss jetzt vielleicht ein wenig Aufklärungsarbeit betrieben werden. Transnistrien ist eigentlich einschlägig dafür in der Verrufung, dass hier angeblich Menschenhandel, Waffenhandel und Geldwäsche in großem Stile betrieben wird. Damit lassen sich natürlich viele Sachen finanzieren. Auch gibt es nur eine Tankstellenfirma und Supermarktbetrieber. Beide gehören zum Sheriffkonzern. Der Chef ist gleichzeitig auch der Staatschef. Gut, dass der Sohn des Staatschefes, der Vorsitzende der Zollbehörde/Sicherheitsbehörde ist, somit lassen sich ja viele Sachen anstellen.. Man obliegt ja auch keiner Kontrolle als weltweit nicht anerkanntes Land. Naja, ich will jetzt hier auch nicht deutlicher werden sonst werde ich dieses Jahr noch abgewiesen, wenn ich am 9. Mai die Unabhängigkeitsparade bestaunen werde.

Also, jeder hat Arbeit hier, auch wenn es nur darum geht die Straßen mit einem Reisigbesen zu fegen. Also hier mal ein paar Bilder aus dem Zentrum:

Jetzt auch in Dolby Surround!! Aber nur Filme aus russischer Produktion

Das Hauptkino in Tiraspol. Jetzt auch mit Dolby Surround Technik ausgestattet!! Aber hier werden nur Filme aus russischer Produktion gezeigt.

Die Universität von Tiraspol

Die Universität von Tiraspol

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Hochmoderne Verkehrsmittel, weil Umweltfreundlich mit Strom betrieben!!

Hochmoderne Verkehrsmittel, weil Umweltfreundlich mit Strom betrieben!!

Würdigungstafel der wichtigsten Menschen in der PMR

Würdigungstafel der wichtigsten Menschen in der PMR

Sehr interessant, denn das erinnert ja schon wieder an Nordkorea. Hier wird wohl ganz bewusst auf Propaganda gesetzt, die die Souveränität von Transnistrien unterstützen soll. Auf dieses Phänomen werde ich noch öfters stolpern.

Denkmal Afghanistankrieg 1990

Denkmal Afghanistankrieg 1990

Im Afghanistankrieg 1990 waren zwar keine transnistrischen Soldaten involviert, allerdings sympathisieren die Transnistren stark mit Russen und haben somit auch eine „ewige Flamme“ und das dazugehörige Denkmal in Tiraspol eingerichtet.

Noch ein Denkmal. Ende des WW2 1945. Auch in Anlehnung an russische Geschichte

Noch ein Denkmal. Ende des WW2 1945. Auch in Anlehnung an russische Geschichte

Das transnistrische Parlament im Hintergrund (eigentlich verboten zu fotografieren)

Das transnistrische Parlament im Hintergrund (eigentlich verboten zu fotografieren). Woher soll ich das als Deutscher aber schon wissen??

Überall Schilder von der transnistrischen Staatsfahne

Überall Schilder von der transnistrischen Staatsfahne

Tiraspol

Tiraspol

Dniester Fluss durch Tiraspol. Was würden die ADAC Tester bei diesen Schiffen wohl für eine Note vergeben?

Dniester Fluss durch Tiraspol. Was würden die ADAC Tester bei diesen Schiffen wohl für eine Note vergeben?

Tiraspol

Tiraspol

Staatsoper von Transnistrien

Staatsoper von Transnistrien

Nur 102 km sind es von hier nach Odessa. Von dortaus werde ich diesen Mai wieder nach Tiraspol kommen..

Das Parlament mit der Leninstatue "in front".. jaja, ist verboten zu fotografieren, was solls. Menschen machen Fehler..

Das Parlament mit der Leninstatue "in front".. jaja, ist verboten zu fotografieren, was solls. Menschen machen Fehler..

Schon wieder ein Panzerdenkmal. Denkmäler haben Hochkonjunktur hier!

Schon wieder ein Panzerdenkmal. Denkmäler haben Hochkonjunktur hier!

Orthodoxe Kirche in Tiraspol

Orthodoxe Kirche in Tiraspol

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Auch in einem nicht existenten Land kann es doch sehr schön aussehen!

Tiraspol

Tiraspol

Dem erfahrenen Beobachter ist sicher aufgefallen, dass auf den Fotos einige sehr attraktive Frauen im Hintergrund erkennbar sind. Jaja, nicht nur hier in Transnistrien auch in Moldawien konfrontiert diese Problematik die Männerwelt. Vielleicht bewegt man sich hier einfach noch mehr als bei uns, sodass Fitnessstudiogänge hinfällig sind und man auf ganz natürlich Weise schlank bleibt??

S-Klasse aus Braunschweig

S-Klasse aus Braunschweig

Ups, ähm, stopp… Hier ist doch irgendwas komisch.. Wer findet den Fehler? Deutsche S-Klasse in Transnistrien.. Naja, bestimmt Urlaub machen oder so.. Machen ja viele gutbetuchte Deutsche in Tiraspol.

Transnistrische Staatsbank

Transnistrische Staatsbank

Hui, die transnistrische Staatsbank liegt ja gleich auf der anderen Straßenseite, wo die S- Klasse stand. Das ist sicher ein Zufall, oder sollte etwa doch hier etwas komisch sein? Wie war das, Transnistrien und Geldwäsche.. Naja, sicher alles unbegründet.. Sicher ist es auch keiner der sein Geld vor deutschen Steuerfahndern ein für alle mal verstecken will. Die Schweiz ist inzwischen ja nicht mehr sicher genug.

Aber wie ist dieses Auto bloß in dieses „Land“ gekommen? Es ist extrem schwierig sein eigenes Auto mit einzuführen. Fragen über Fragen.. Tja, wer hätte das hier gedacht, gut das meine Kamera dabei war.. Bei der Polizei ist das Auto jedenfalls nicht als gestohlen gemeldet.

Jeder sollte sich hierbei denken, was er möchte:)

Der letzte Stopp vor der Abfahrt sollte noch das Rathaus sein, dass sich als wirklich sehr sehenswert herausstellte:

Rathaus

Rathaus

Rückfahrt durch Transnistrien

Rückfahrt durch Transnistrien

Auf der Rückfahrt hielten wir noch kurz an einem Sheriff-Supermarkt. Dieser hatte ein überraschend großes Sortiment, über Leibnizkeksen, zu Kinderschokolade, Milka etc.. Das gibts in Moldawien nicht..

Einer der Supermärkte der Kette Sheriff

Einer der Supermärkte der Kette Sheriff

Krankenwagen auf Transnistrisch

Krankenwagen auf Transnistrisch

Damit möchte ich in einem Notfall nicht fahren!! Also, weiterhin aufpassen, dass nichts passiert und man sich nichts bricht o.ä.

Landstrasse durch Transnistrien

Landstrasse durch Transnistrien

Noch ein transnistrisches Staatszeichen

Noch ein transnistrisches Staatszeichen

Sheriff-Tankstelle

Sheriff-Tankstelle

1 Liter Super Benzin kostet hier 0,40€.. Amerikanische Verhältnisse. Wo ist mein BMW oder ein Tanklaster mit dem ich ein bisschen Benzin mitnehmen kann. Ich würde auch in Euro statt in transnistrischen Rubeln bezahlen!!

Jaja, wir sind immernoch in der PMR.. Wenigstens sind die Schilder abwechslungsreich

Jaja, wir sind immernoch in der PMR.. Wenigstens sind die Schilder abwechslungsreich

Das magische Visum der Republik Transnistrien

Das magische Visum der Republik Transnistrien

Ja, und somit näherten wir uns schließlich der „Grenze“. Die Soldaten waren diesmal allerdings noch schlechter gelaunt als bei der Einreise und waren sehr misstrauisch, was dieser Deutsche in Transnistrien gemacht hat. Boris musste sicher 10min diskutieren und ob wieder Geld gefloßen ist, weiss ich nicht.. Glücklicherweise wurde ich allerdings ohne Durchsuchung durchgelassen. Ich hatte mein drittes Ziel erreicht!! Transnistrien wieder heil zu verlassen!! Was für ein erleichterndes Gefühl, die Panzer hinter sich zu lassen und sogar einige Steinadler über uns kreisen zu sehen. Der deutsche Adler in mir hatte gesiegt! Okay, dass hört sich doof an, aber was solls, blendet einfach unsere Vergangenheit aus.

Und schon waren wir wieder in Moldawien.

Einfahrt nach Chisinau

Einfahrt nach Chisinau

Es folgte ein Abend mit ukrainischem Bier und moldawischer Megapizza für 2,50€.

In Kürze werde ich dann noch den Eintrag mit meinem Trip nach Gaugasien bereichen.. Hier werde ich das erste Mal auf Menschenhandel vor meinen Augen stoßen.

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Und es geht mal wieder weiter..

Der nächste Morgen fing, wie die vorherigen Tage mit Sonnenschein und 25 Grad an. Sehr schön, denn heute sollte es nach Orheuil Vechi gehen. Dies ist eine Art Canyon und die einzige Sehenswürdigkeit auf dem Land. Die Fahrt mit einem Marschrutka dauerte über 2 Stunden und kostete 1,20€. An Bord waren auch eine französische Kanadierin und ein englischer Kanadier, die auf ihrer Europatour einen kleinen Abstecher nach Moldawien gemacht haben. Zu diesem Ausflug gibt es eigentlich nicht sehr viel zu erzählen, außer das die Landschaft wirklich schön ist:

Übersicht über Orheuil Vechi

Übersicht über Orheuil Vechi

Hauptstrasse durch das Dorf

Hauptstrasse durch das Dorf

No comment

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Dorfbrunnen in Orheuil

Dorfbrunnen in Orheuil

So eine schöne Gartenpforte habe ich in Hamburg noch nicht gesehen!

So eine schöne Gartenpforte habe ich in Hamburg noch nicht gesehen!

Moldawische Polizei Einheitsladas mit moderner Radarkontrolle in der Frontscheibe

So sehen moldawische Polizei Einheitsladas aus

Diese schicken Polizeifahrzeuge können sicher mit Verkehrsrasern mithalten.. Ich denke, selbst ich hätte die mit meinem 3er in 5 min abgehängt.

Der "Canyon"

Der "Canyon"

Kirche auf dem Berg von Orheuil Vechi

Kirche auf dem Berg von Orheuil Vechi

Herr Groß

Herr Groß

Da ist jemand definitiv zu schnell gefahren

Da ist jemand definitiv zu schnell gefahren

Nach der Ankunft in der Innenstadt von Chisinau kam ich noch kurz an dem Reichspalast vorbei:

Staatspalast von Moldawien

Staatspalast von Moldawien

Die Landschaft Moldawiens hatte mich an diesem Tag ein weiteres Mal sehr beeindruckt. Das Wetter mit seinen 25 Grad natürlich auch. Von der Innenstadt ging es in einem völlig überfüllten Marschrutka zurück nach Ciocana, wo meine Unterkunft war. Ich wusste bis dahin gar nicht, dass ein Mercedes Sprinter ca. 40 Personen fassen kann und trotzdem noch von 0 auf 50km/h in ca. 3 Sek. beschleunigen kann. Moldawien, dass Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Alles kann hier passieren, dass hat man nach wenigen Tagen gelernt. Beim Aussteigen überholte uns gerade eine brandneue C-Klasse (Mercedes), dessen Kennzeichen zwar moldawisch war, aber die Kennzeichenumrandung von dem Autohaus München war. Naja, klar, ein Moldawier fährt nach Deutschland um sich teurer dort den Mercedes zu kaufen, als er ihn in Moldawien bekommen hätte. Und dann holt er ihn sich auch nicht aus dem Werk in Sindelfingen ab, sondern kauft ihn in einem Autohaus München. Klar ist das möglich, allerdings ziemlich unwahrscheinlich, da unlogisch.

Man konnte viele dieser Autos in Moldawien sehen, brandneue BMW’s, Mercedes‘, Audi’s etc., deren Nummernschildumrandung von deutschen Autohäusern stammten. Bei älteren Fabrikaten könnte man dieses Phänomen natürlich auf Gebrauchtwagenhandel zurückführen, aber bei so neuen Wagen erscheint das unwahrscheinlich.. Gerade erst erschienen und schon auf dem Gebrauchtmarkt? Bei der Menge an „Neuwagen“ auf moldawischen Strassen?

Wer weiss, Fakt ist jedoch, dass die Menschen eigentlich nur 70€ im Durchschnitt pro Monat verdienen. Dafür gibt es ohne Frage zu viele hochwertige Autos auf moldawischen Strassen.

Gaugasien folgt in Kürze…